Feuermeldung entpuppt sich als massiver Kellerbrand mit Menschen in Gefahr

So lässt sich das Szenario der ersten sogenannten Zugübung der Abteilung Stadtmitte in 2020 zusammenfassen.

Alle zwei Wochen jeweils am Dienstag trifft sich die Abteilung zum regulären Übungsdienst. In mehreren Gruppen von acht bis 20 Personen werden dort normalerweise intensiv Einzelthemen der Feuerwehrarbeit ausgebildet und geübt. Diese Fähigkeiten werden dann einige Male im Jahr im Zusammenspiel in komplexen Einsatzübungen angewendet. Ein Drittel der Mannschaft über alle Qualifizierungsstufen hinweg erarbeitet dabei im Vorfeld das Szenario, baut die Übung auf und ist Schiedsrichter für die Einsatzkräfte. Das nennen wir dann Zugübung obwohl es eigentlich "Zügeübung" heißen müsste:
 
Der erste Löschzug wurde auf einen Alarm durch eine Brandmeldeanlage, im Fachjargon eine "Feuermeldung", alarmiert und rüstete sich auf Anfahrt gemäß der in München standardisierten Regeln aus. In diesem Fall ging es in ein leerstehendes Schulungsgebäude in der Infanteriestraße. Die Brandmeldeanlage meldete dort einen ausgelösten Druckknopfmelder was immer heißt, da müssen Personen sein, die diesen gedrückt haben. Wenn diese sich nicht bemerkbar machen, müssen sie gesucht werden.  Somit war die erste Aufgabe für die erste Gruppe schon klar: Findet diese Person oder Personen und findet raus, was los ist. Doch gleich an der ersten Tür im zweiten Stock stoppte Rauch das weitere Fortkommen, Atemschutz musste aufgenommen werden und Löschwasser her. Erkenntnis: Es gab wirklich einen Brand aber wo und was war noch nicht klar. Die weitere Erkundung im und ums Gebäude brachte dann Klarheit, Feuerschein und Rauch wiesen auf einen Brand im Keller hin, der Rauch breitete sich im ganzen Gebäude aus. Jetzt wird verständlich, warum es Zügeübung heißen könnte. Die bisherigen Kräfte konnten diese Lage nicht alleine bewältigen und der zweite Löschzug wurde nachgefordert. Die Suche nach den Personen, die die Feuerwehr alarmiert hatten, war alsbald erfolgreich. Gefangen im Rauch konnten sie nur durch die Feuerwehr gerettet werden, klar dass sie deshalb nicht am Eingang auf den Löschzug warten konnten.
 
 
 
Noch bevor der zweite Zug eintraf verschärfte sich die Lage. Der Weg in den Keller war durch eine verschlossene Tür versperrt, mühsam musste der Angriffstrupp mit dem Brechwerkzeug (Halligan-Tool und Axt) die bereitgestellte Übungstür öffnen, bevor weiter zur Brandbekämpfung vorgegangen werden konnte. Währenddessen machten sich plötzlich Schüler in einem Klassenraum im ersten Stock an Fenstern bemerkbar und riefen um Hilfe. Der Rauch versperrte ihnen den Fluchtweg über den Flur. Als integrierter Teil unserer Abteilung half die Jugendfeuerwehr als Darsteller unter Aufsicht der Betreuer den Stress der Einsatzkräfte zu erhöhen. Noch war allerdings keine Gefahr für sie zu erkennen. Daher reichte zuerst eine beruhigende Betreuung durchzuführen, nur nicht lange... Plötzlich drang doch Rauch ins Klassenzimmer und der gerade eingetroffen zweite Löschzug musste mit zwei tragbaren Leitern die Schüler in Sicherheit bringen.
 
So langsam waren alle erkannten Personen gerettet, die Räume waren abgesucht doch das Feuer im Keller loderte weiter und wurde immer heißer. Dichter Rauch verlangsamte das Vorankommen der Trupps. Die Schiedsrichter spielten immer wieder Angaben zur Simulation eines echten Feuers ein. So sollte das richtige Vorgehen bei großer Hitze und der Umgang mit Entrauchung sowie dem richtigen Einsatz des Wassers am Strahlrohr trainiert werden. Erst als zwei Rohre auf das Feuer gerichtet wurde ließen die Schiedsrichter einen Löscherfolg zu und man rückte dem Brandherd und dem Übungsende näher.
 
Die Durchsage "Übungsende" heißt nur nicht gleich Feierabend bei der Feuerwehr. Die ganzen Requisiten mussten wieder aufgeräumt werden, Schläuche und Kabel aufgerollt werden, die Übungs-Atemschutzgeräte wieder durch die "scharfen" Pressluftatmer auf den Fahrzeugen ersetzt werden und und und. Als die Einsatzfähigkeit der Abteilung wiederhergestellt worden war und am Gebäude nichts auf die Übung hinwies, folgte das kurze Feedback der Schiedsrichter in einem gegenseitigen Austausch. Lob und Tadel für Übungs-Vorbreiter und Übende gab es dabei innerhalb der jeweiligen Taktischen-Einheiten. Es wurde festgestellt, dass sich die Übungsthemen der letzten Wochen wie ein roter Faden in der Zugübung wiedergefunden haben. Somit ist eine Verfestigung durch Wiederholung und eine Bestätigung des Lernerfolgs möglich geworden.
 
Hier ein paar Zahlen zur Übung: zwei Übungspuppen, 14 Darsteller, 20 Pressluftatmer, fünf betriebene Nebelmaschinen, eine Übungs- Brandmeldeanlage, eine Übungs-Tür, vier Hilfeleistungslöschfahrzeuge (HLF), drei Einsatzleitwagen, zwei Stromerzeuger, drei Stunden Übung, viel Schweiß, viele Erkenntnisse.